Donnerstag, 24. März 2011

Spieleentwicklungsbranche - Nur Führer, keine Geführten?

Ich verfolge aus persönlichem Interesse die Spieleentwicklungsbranche schon seit Jahren (primär im Internet auf GameStar.de und auch fast seit der Gründung des Magazins: "making games" [ehemals "gamestar/dev"]). Unter anderem deswegen, weil ich auch schon immer Computerspiele entwickeln wollte. In der Realität hat sich aber gezeigt, dass man in diesen Kreis gar nicht so einfach hinein kommt. Mittlerweile gibt es zwar schon viele Ausbildungsstätten, die sind aber einfach sehr (bzw. zu) teuer und meistens auch nicht wirklich berufsbegleitend möglich. Mit Familie kann man sich das (nahezu!) ohnehin in die Haare schmieren. Die Alternative zu einer Ausbildung in diesem Bereich wäre wohl entweder ein Praktikum (wo man sich, verglichen mit bereits gewohntem beruflichen Umfeld und Umgang, ausbeuten lassen müsste [finanziell wie auch zeitlich]), oder aber ein eigenes Projekt (Mod, Technologiedemo, fertiges Spiel/Konzept, usw.), das ebenfalls mit einer nicht gerade kleinen Menge an zeitlichem Aufwand zu stemmen wäre.
In nahezu allen Job-Ausschreibungen im Bereich der Spieleentwicklung wird außerdem vorausgesetzt, dass man an mindestens einem veröffentlichtem Spiel beteiligt gewesen sein muss. Eine Anforderung, die man als Branchenaussenseiter/-neuling eigentlich nicht erfüllen kann...

Wie auch immer, worauf ich hier eigentlich hinaus wollte ist die Art der eigenen Firmenpräsentation. Wenn man irgendwo (in einem Medium der Wahl) eine Beschreibung einer Spieleentwicklungsfirma sieht wird man üblicherweise mit folgender Forumulierung konfrontiert (egal ob auf englisch oder auf deutsch):
"[FirmaXYZ] ist ein führender Entwickler im Bereich der [Sub-Spielekategorie/-bereich]...."
 Manchmal sogar noch mit dem Hinweis auf einen geographischen Bereich, in dem man zu den "führenden Unternehmen" gehört (lokal, international, global, astral, brutal, total,...). Erstaunlicherweise gibt es keine Firmen die sich selbst als "geführt" führen (wenn man mir dieses Wortspiel verzeiht). Gut, das wäre taktisch (bzw. "PR-technisch") auch nicht sooo wahnsinnig genial. Keine Frage.
Wo aber bleiben Firmenvorstellungen, in denen einfach auf diese Phrase verzichtet wird?
"Wir sind (ganz normale, aber effektive) Entwickler im Bereich der [Sub-Spielekategorie/-bereich]..."
Warum ärgert mich das so? Weil ich als Softwareentwickler (der es ja meistens [manchmal sind Computer einfach nur gemein und hinterfotzig] mit Logik zu tun hat) mit diesem Paradoxon nicht zurecht komme

(Mein) Problem:
Wenn alle beteiligten immer und ohne Ausnahme führend (im Vergleich zu Konkurrenten) sind, dann gibt es ja eigentlich keine "Geführten". Wenn es keine "Geführten" gibt, dann kann es eigentlich auch keine "Führenden" geben, was widerum bedeutet, dass es keine "Geführten" geben kann, usw...

Wir sehen also, dass rein logisch betrachtet, diese Formulierung eigentlich ziemlich sinnfrei (sinnlos?) ist. Aus Marketing-Gründen kann es sich vermutlich keine Firma leisten auf das "leading", oder "führend" zu verzichten, weil sie sich dann ja automatisch nur zur zweiten Wahl machen würde (da ja alle anderen führend wären)!

Es ist also offensichtlich ein rein psychologisches Problem, einer fängt damit an und alle anderen "müssen" es auch machen, damit sie selbst nicht "den Kürzeren ziehen".
Ähnlich wie auf der Autobahn. Einer beginnt links zu fahren (wenn man von nur zwei Fahrspuren ausgeht) und alle (oder zumindest viele) anderen machen es auch, weil sie ja sonst überholt werden würden. Was oftmals dazu führt, dass auf der rechten Spur nahezu niemand mehr fährt, oder aber dann (illergalerweise) die Ersten beginnen rechts zu überholen...
Aber das ist eine andere Geschichte, wie Selfman sagen würde.

Fazit:
Ich wünsche mir daher, dass Spieleentwicklungsfirmen einfach den Mut aufbringen zu sagen: "Wir sind gut genug und verzichten daher auf diese lächerliche "führend/leading"-Floskel!"

2 Kommentare: