Donnerstag, 26. Juli 2012

2012 Still alive (Kinder, 30er, Lebensweisheiten)

Hiho,

jemand (nicht ich) hat sein Blog ziemlich vernachlässigt. Ähem. Darum geht's jetzt ja wohl nicht. Im Dezember 2011 kam meine Tochter zur Welt. Die kleine Maus (0,58 Jahre alt) hält uns ganz schön auf Trab. Sie ist eine richtige kleine Prinzessin und kann SEHR deutlich zeigen, wenn sie mit der aktuellen Situation nicht zu hundert Prozent zufrieden ist. ;-)

Jedenfalls ist sie wahnsinnig süß und wird uns (vmtl. auch mich später) ganz schön um den Finger wickeln, da bin ich mir ziemlich ("relativ sehr"*, wie mein Shinergy Trainer so schön sagte) sicher.

Ich habe heuer im Juli meinen 30er abgeschlossen. Das ganze war allerdings (für mich) keine große Sache, schließlich bereitete mich meine Mutter schon Früh auf dieses Ereignis vor. Als ich 20 wurde sagte sie: "Jetzt bist eh schon alt, jetzt gehst schon am 30er zu.". Wenn man das 10 Jahre lang hört, ist man hinreichend gut vorbereitet. Bis jetzt hat sie es allerdings verabsäumt mich auf meinen 40er vorzubereiten. Sie wird im Alter doch nicht etwa schleißig werden? Naja, ein bisschen Zeit hat sie ja noch, das nach zu holen. Umgekehrt, interessanter Weise, mag sie das vorbereiten nicht so gerne (ich habe da mal recherchiert). Komisch eigentlich. Naja, vielleicht wird sie ja wirklich schon alt.

Ach ja, von meiner lieben Frau (offiziell eigentlich Lebensgefährtin, bzw. genau genommen eigentlich Verlobten) habe ich eine tolle Geburtstagsparty und eine darauf folgende Geburtstagswoche (ich konnte bestimmen, was wir wann tun) bekommen. Außerdem habe ich ein neues Fahrrad (bzw. überhaupt eines, ich bin seit guten 10 Jahren nicht mehr mit einem Fahrrad gefahren) bekommen. Mit allem was dazu gehört (Scheibenbremsen, Shimano-Schaltung, Helm, Schloss, 2 Räder, ein Lenker,... einfach alles). Leider muss ich damit aber selbst fahren. Daher fahre ich jetzt oft (hoffentlich bald meistens) damit in die Arbeit und zurück (7 km-Strecke über'n Rosenhügel und über'n Küniglberg, insgesamt also 14 km pro Tag). Überraschenderweise ging das (trotz für mich beachtlicher Steigung) eigentlich problemlos von statten. Ich vermute, dass liegt am Shinergy-Training, das ich nun schon gute 1,5 Jahre mache. Ich bin daher tatsächlich wesentlich fitter, als noch vor dem Training. Hoffentlich gibt es ab Herbst wieder mehr Stunden/Trainingseinheiten, damit da auch was in Bezug auf die Dehnung weiter geht. Ich bin nämlich gelenkig wie ein Kachelofen (mittlerweile allerdings schon gelenkig wie irgendwas, das kein Kachelofen, aber ein bisschen gelenkiger ist). Muhaha.

Mein Sohn (4,75 Jahre alt) hat mich heute Früh beim Zähneputzen gefragt, wann er denn groß sei. Ich habe ihm gesagt, dass er offiziell mit 18 Jahren Erwachsen ist. In Bezug auf seine körperliche Größe, konnte ich ihm keine genaue Angaben machen. Ab wann ist man eigentlich "ausgewachsen"? Ab wann baut der Körper eigentlich ab? Muss ich mir darüber überhaupt schon Gedanken machen? Vielleicht sollte ich einmal graue Haare suchen. Oh mein Gott, was soll ich eigentlich machen, wenn ich in der "Midlife Crisis" bin? Wann kommt die überhaupt? Hoffentlich verpasse ich sie nicht!
Wie auch immer, jedenfalls wollte mein Sohn das wissen und auch ob das noch lange ist. Denn er möchte, wenn er groß ist, einen Hubschrauber haben (und natürlich auch fliegen). Denn dann würde er "immer mit allen Kindern wohin fliegen" und die könnten sich dann "alles anschauen, was sie wollen". Wenn ich will, übrigens, dann kann ich dann auch mit fliegen (was ja eine Ehre ist, denn sonst will er ja nur Kinder mit nehmen). Er sagte sogar: "Wenn ich auf einem Hubschrauberlandeplatz lande, wo Eltern und Kinder sind, dann nehme ich nur die Kinder mit".
Außerdem möchte er "ganz weit weg ans Meer fliegen". Auf meinen Hinweis, dass für weitere Distanzen ein Flugzeug besser geeignet ist und dass ein "und wenn man den Hubschraubertank ganz voll macht" trotzdem nicht ausreicht und dass man dann halt öfters einmal ein Zwischenlandung auf Flughäfen machen müsste, um wieder auf zu tanken, schlug er mir sogar vor, dass ich, wenn ich will, dann auf die Kinder aufpassen könnte, während er tankt. :-)

Warum schreibe ich das eigentlich alles? Ach ja, weil es einfach süß ist, zu sehen, dass für Kinder in der Welt noch alles offen ist. Alles ist vorstellbar und auch noch erreichbar (genügend Ehrgeiz und Ausdauer vorausgesetzt).
Wenn man älter wird lebt man schon zu lange in Einschränkungen, teils durch Regeln der Gesellschaft, teils durch (Tages-)Routine, dass man gar nicht mehr auf die Idee kommt, etwas Besonderes zu erreichen. Sich vielleicht seine Wünsche und Träume zu erfüllen. Mann denkt vielleicht darüber nach, wiegt die Ungewissheiten gegen die gewohnte Routine ab und entscheidet sich dann gewöhnlich dagegen.
Mit der Zeit wird man zwar Reifer (und vielleicht auch weiser), man blickt aber auch manchmal zurück und denkt sich: "Wenn ich das schon früher gewusst hätte.", "Wenn mir das nur 'mal jemand gesagt hätte."

Versteht mich nicht falsch, ich bin mit meinem Leben nicht unzufrieden. Ich bin da wo ich immer sein wollte. Ich bin auch bereit Dinge ins Auge zu fassen und zu ändern, wenn mir etwas nicht gefällt, oder wenn ich etwas Anderes haben bzw. tun will.
Aber manchmal hat man solche Gedanken einfach. Die Zeit läuft immer weiter (das hat was mit dem "Raum-Zeit-Kontinuum" zu tun und gilt als unüberwindbar, bis jemand den "Flux-Kompensator" endlich erfindet).

Ich nehme mir allerdings vor, meinen Kindern alle Wege zu eröffnen, die sie begehen wollen. Sie nicht aufgrund von Erwachsener-Routine davon abzuhalten, neue Dinge zu probieren. An mir nagt es bis heute, dass mir damals (nach der Unterstufe, als ich Programmierer werden wollte, weil mich Computer und speziell das Programmieren schon immer interessiert haben), der (damalige) Lebensgefährte meiner Mutter zu mir sagte: "Programmierer gibt's wie Sand am Meer, mach' lieber was anderes."

Statt einer HTL für Softwareentwicklung machte ich daher das nächst Interessante und das war dann eine HTL (genaugenommen das TGM, dass ja behauptet keine HTL zu sein, sondern eben DAS TGM**) mit der Fachrichtung "Nachrichtentechnik / Elektronik". Das hat dann soweit geführt, dass ich im vierten Jahr (von Fünf, wohlgemerkt) das ganze hinschmeißen wollte um endlich was zu arbeiten und Geld zu verdienen und auf eigenen Füßen zu stehen. Mein Vater hat mich dann mit den Worten "sei nicht so blöd wie ich" davon abgehalten, er hat seine HTL damals im fünften Jahr abgebrochen, obwohl er wirklich gut war. Aufgeben kam für mich in Wirklichkeit eh nie in Frage. Außerdem habe ich mich in der Ausbildung dann schon instinktiv auf die Softwareentwicklung spezialisiert und mich dann ohnehin dahin entwickelt, wo ich ursprünglich schon hin wollte.

Aber genau diesen Umweg möchte ich meinen Kindern gerne ersparen.

Genau dass ist es übrigens, was auch unbezahlbar ist. Wenn Dir ein Kind auf so einfache Weise klar macht, dass noch alle Wege offen sind. Dass noch nichts verbaut ist. Wenn die Fantasie und die Kreativität noch überwiegt und nicht der Verstand und die Routine, wie bei einem Erwachsenen. Ab wann verliert man diese Werte eigentlich? Ich vermute, dass es ein langsamer Prozess ist. Je mehr man sich an die Gesellschaft anpasst und integriert, umso unflexibler wird man eigentlich.

Nun gut, so viel zu meinem 30er-Resümee. Mal schauen wie es dann beim 40er aussieht.

So long, und liebe Grüße,
Martin 'zyni42' Eisler



* Das Originalzitat galt meinem Trainingsfortschritt und lautete: "Das war schon relativ sehr gut." (das sagt rein logisch eigentlich gar nichts aus, wird aber im Spaß immer wieder gerne von mir zitiert) *g*.
** Obwohl die Abkürzung wesentlich besser klingt (und auch zu Recht verwendet wird), als das wofür es steht: "Technologisches Gewerbe Museum". Dagegen ist HTL (Höhere Technische Lehranstalt) wesentlich nachvollziehbarer.